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10 Mythen über das Mittelalter, die es zu korrigieren gilt

Um das Leben der Menschen im Mittelalter ranken sich zahlreiche Mythen, die bis heute
geglaubt werden, jedoch falsch sind, und die es darum zu korrigieren gilt.

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Das Mittelalter bezeichnet in der europäischen Geschichte die Epoche zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit – also etwa die Zeit zwischen dem 6. und dem 15. Jahrhundert. Spricht man über das Mittelalter, haben die meisten von uns ein ziemlich genaues (falsches) Bild vor Augen, denn keine Epoche ist so mit Vorurteilen behaftet wie das Mittelalter. 



Doch die falschen Bilder über diese Epoche der Geschichte halten sich hartnäckig. Das grundlegende Problem dabei: Es ist kaum möglich, Geschichte objektiv und neutral einfach nur zu beschreiben. Für das Mittelalter kommt erschwerend hinzu, dass die Quellenlage äußerst dürftig ist. Diese Lücken wurden schon bald nach Beginn der Neuzeit durch eine ordentliche Ladung Fantasie gestopft – nicht selten auch durch Ideologie.

Darum hier 10 Mythen über das Mittelalter, die es zu korrigieren gilt:

1. Die Menschen benutzten kein Besteck.

Das Besteck, bestehend aus Löffel und Messer, galt im Mittelalter als selbstverständlicher persönlicher Besitz, den man immer bei sich trug. Gabeln wurden im Mittelalter – abgesehen vom Tranchierbesteck – noch nicht bei Tisch verwendet. Erst im späten Mittelalter werden in Europa erstmals Gabeln hergestellt, wenn auch sehr selten. Diese Gabeln waren aus Silber, was vermuten lässt, dass sie für eine fürstliche Tafel bestimmt waren.

Foto: �Pixabay/VIVIANE6276
©Pixabay/VIVIANE6276

Der Gebrauch von Speisegabeln scheint aus dem Orient zu kommen. Überlieferungen sprechen davon, dass eine Prinzessin aus Byzanz als Erste eine Gabel verwendet haben soll. Ein Kardinal des späten Mittelalters war empört über dieses Verhalten, galt doch die Gabel zu dieser Zeit in Europa als satanisch.

2. Frauen hatten keinerlei Rechte.

Tatsächlich hatten Frauen im Mittelalter viele Rechte, die Frauen in vielen anderen europäischen Epochen vor- und nachher nicht hatten: Sie konnten erben, Besitz haben und frei über diesen verfügen, selbst bestimmen, an wen sie ihren Besitz vererbten, selbstständig einer Arbeit nachgehen und Geld verdienen. Zudem waren verheiratete Frauen Herrinnen des Hauses und bestimmten sowohl über die Haushaltskasse als auch über das Personal.

Foto: �Pixabay/rottonara
©Pixabay/rottonara

3. Die Menschen glaubten, die Erde sei flach.

Tatsächlich ist das Wissen um die Kugelform der Erde bereits seit der Antike verbreitet. In Europa vermuteten die Menschen das erste Mal vor rund 2.500 Jahren, dass die Erde womöglich eine Kugel sein könnte. Der griechische Philosoph Platon war einer der ersten Menschen, der durch logische Schlüsse auf die Kugelgestalt der Erde schloss.

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200 Jahre nach Platon gelang es dem Mathematiker Eratosthenes, den Umfang der Erde zu berechnen. Sein Ergebnis lautete: ziemlich genau 40.000 Kilometer, was der uns heute bekannten Größe bis auf wenige Kilometer entspricht. Dieses Wissen ging im Laufe der Jahrhunderte großteils verloren und wurde erst in der Neuzeit wiederentdeckt.

4. Die Menschen wurden nicht alt.

Dieser Mythos besagt, dass die meisten Menschen im Mittelalter nicht älter als circa 30 Jahre alt wurden. Die Angaben zur durchschnittlichen Lebenserwartung im Mittelalter sind jedoch wegen der extrem hohen Kindersterblichkeit durch Krankheiten sehr niedrig. Erreichte ein Mensch das Erwachsenenalter und blieb von Krankheiten verschont, so war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er durchaus 60-70 Jahre alt wurde.

Foto: �Pixabay/rottonara
©Pixabay/rottonara

5. Die Menschen wuschen sich nicht.

Die unhygienischen Verhältnisse lassen sich auf der Liste der Mythen über das Mittelalter ganz oben finden. Natürlich waren die Menschen damals nicht so sauber, wie wir es heute mit unserem ständigen Zugang zu heißem Wasser sind. Dennoch wuschen sich alle Teile der Bevölkerung jeden Tag und legten Wert auf gute Hygiene.

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6. Es wurden unzählige Hexen verbrannt.

Hierbei handelt es schlichtweg um eine falsche zeitliche Einordnung: Die Hexenverfolgungen in Europa fanden überwiegend in der Frühen Neuzeit statt. Im frühen Mittelalter leugnete die Kirche die Existenz von Hexen und verurteilte um das Jahr 900 den Glauben an Hexerei als Ketzerei. Diejenigen Frauen, die sich als Hexen ausgaben, wurden verstoßen.

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7. Wikinger trugen gehörnte Helme.

Der Wikinger als gehörnter Krieger – dieses Bild ist schlichtweg falsch. Das typische Bild vom gehörnten Wikinger wird tatsächlich durch die Uraufführung von Wagners „Ring des Nibelungen“ aus dem Jahr 1876 populär: Hier traten die nordischen Recken mit hornbewehrten Helmen auf, was jedoch allein auf die künstlerische Fantasie des Regisseurs zurückzuführen ist.

Foto: �Pixabay/Garyuk31
©Pixabay/Garyuk31

8. Ritter waren noble Männer.

Ritterlichkeit ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, welche in den sagenhaften Rittergeschichten ihren Höhepunkt fand: Ein schwärmerisches Mittelalterbild setzte sich durch, die Realität sah hingegen banaler aus. Ritter zogen in blutige Schlachten, raubten, mordeten, vergewaltigten und widersprachen in vielen Punkten dem romantischen Bild, das sich viele bis heute von ihnen machen.

Foto: �Pixabay/InWay
©Pixabay/InWay

9. Die Kirche bremste die Entwicklung der Wissenschaft.

Die meisten Wissenschaftler waren selbst Kirchenmänner. So war es beispielsweise die Aufgabe der Mönche – da sie zu den wenigen gehörten, die zu dieser Zeit lesen und schreiben konnten –, alte Schriften neu zu verfassen und Wissen zu dokumentieren. Nachdem Giordano Bruno 1600 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, entstand nur drei Jahre später im Vatikan die erste päpstliche Gelehrtenakademie, die sich eigenen wissenschaftlichen Forschungen widmete. Zwar tat sie dies natürlich im Sinne des katholischen Glaubens, die Wissenschaft wurde dennoch vorangetrieben.

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10. Männer ließen ihre Frauen Keuschheitsgürtel tragen.

Dieser Mythos besagt, Männer im Mittelalter hätten ihren Frauen einen Keuschheitsgürtel angelegt, um die Enthaltsamkeit der Ehefrau während ihrer Abwesenheit zu gewährleisten. Tatsächlich wird erst um 1400 der Keuschheitsgürtel in Padua (Italien) erwähnt, wobei man eher vermutet, dass es sich um ein Sexspielzeug handelte. Es gibt keinen eindeutigen Beleg dafür, dass der Keuschheitsgürtel bereits im Mittelalter bekannt war. Man vermutet, dass es sich um einen Mythos handelt, der in der Barockzeit erfunden und verbreitet wurde.

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Auch im heutigen Sprachgebrauch taucht das Mittelalter noch immer sehr häufig auf. Meistens bezeichnet man damit etwas Schlechtes, Dunkles und Rückständiges. Dies liegt größtenteils an den meist bewusst erschaffenen und bewusst verbreiteten Mythen aus den auf das Mittelalter folgenden Epochen, um das Bild dieses vergangenen „finsteren Zeitalters“ zu zeichnen. 

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Quelle: brightside

Vorschaubilder: ©Pixabay/rottonara ©Pixabay/VIVIANE6276