„Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen …“ So beginnt ein Herbstgedicht von Eduard Mörike. Heute wird man in der Jahreszeit der fallenden Blätter eher durch donnerndes Getöse aus dem Schlaf gerissen. Ob Gärtner oder Privatperson: Laubbläser erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Doch bevor du dir die Gerätschaft zunutze machst, solltest du einige Dinge beachten.
Laubbläser: ein umstrittenes Hilfsmittel
Umweltverbände kritisieren das dröhnende Blasorchester. Besonders benzinbetriebene Modelle tragen zur allgemeinen Luftverschmutzung bei – und zwar mit einem Emissionswert, der 200-fach über dem eines Autos liegt. Darüber hinaus stört der Lärm die Tierwelt. Viele Vögel, Igel und andere Nützlinge werden regelrecht vertrieben.
Für Hausmeister und Stadtreiniger sind Laubbläser hingegen ein Segen. Je nach Einsatzgebiet sparen die Geräte ein bis zwei Drittel der Arbeitszeit gegenüber dem traditionellen Besen oder Rechen ein. Und dass überhaupt die Wege freigeräumt werden müssen, ist angesichts der Rutschgefahr bei nassem Laub auch jedem klar.
Da heißt es also, Nutzen und Belastung abzuwägen. Vor allem sollte man die folgenden sinnlosen Laubbläser-Aktionen tunlichst vermeiden:
Lesetipp: Herbstlaub: 7 tolle Ideen, um die Blätter im Garten zu verwenden.
1. Ins Gesicht pusten
Im Internet gibt es unzählige Fotos von Leuten, die ihren Kindern oder Hunden den Laubbläser ins Gesicht halten. Das sieht lustig aus. Diese Aktion ist aber nicht nur deshalb ohne Sinn und Verstand, weil der Laubbläser mit seinen 100 Dezibel Lautstärke das Gehör der Angepusteten schädigen kann. Der Laubbläser wirbelt zudem auch Staubpartikel, Bakterien und Schimmelpilze mit 200 km/h Windgeschwindigkeit auf, was für die Atemwege ebenso wenig förderlich ist.
2. Einzelne Blätter jagen
Laubbläser sind effektiver als Besen. Das stimmt. Aber nicht immer. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Vorteile des Gebläses vor allem darin liegen, große Blättermengen zu bezwingen und Hindernisse – wie zum Beispiel Sitzbänke – zu überwinden.
In vielen Fällen ist aber ein Rechen praktischer: Er arbeitet gründlicher und ist bei kleinen Blättermengen schneller. Statt einzelnen Blättern hinterherzujagen, sollte man daher lieber einfach mal zum klassischen Werkzeug greifen.
Lesetipp: Fast durchsichtig: mit Bastel-Methode Blätter bleichen.
3. Nasses Laub föhnen
„Feinstaub“ ist böse. Daher setzt die Berliner Stadtreinigung ihre Laubbläser gezielt bei feuchtem Wetter ein. Das Problem ist nur: Das nasse Laub klebt am Boden wie Kaugummi an der Schuhsohle. Derweil verpesten die Motoren die Luft beharrlich mit ihren Abgasen und tragen damit weit mehr zur Feinstaubbelastung bei, als es das bisschen aufgewirbelter Straßenstaub je getan hätte.
4. Blätterhaufen liegen lassen
Im Herbst ist es – wer hätte das gedacht? – ab und zu ganz schön windig. Wer das Laub einfach nur auf einen Haufen pustet und nicht sofort wegräumt, muss also spätestens am nächsten Tag den ganzen Spaß von vorn beginnen. Eine völlig unnötiger Energieaufwand, der leider immer wieder zu beobachten ist.
5. Keine Blätterhaufen liegen lassen
Der Deutsche mag es gründlich: Nicht nur Wege, sondern auch Rasenflächen, Beete und Grünstreifen werden mit dem Laubbläser beackert. Im Frühjahr soll ja alles schön ordentlich nachwachsen.
Leider beseitigt man dadurch aber nicht bloß einen natürlichen Frostschutz und verhindert die Humus- und Nährstoffbildung für den Boden. Man vernichtet auch den Lebensraum zahlreicher Käfer, Würmer und Larven und damit die Nahrungsquelle von Vogel, Igel & Co. In Anbetracht des drastischen Insektensterbens der letzten Jahrzehnte sollte man hier und da also lieber ein paar Blätterhaufen liegen lassen.
Übrigens: Rein rechtlich dürfen Laubbläser in Wohngebieten ausschließlich werktags zwischen 9 und 13 Uhr sowie zwischen 15 und 17 Uhr betrieben werden. Privatpersonen dürfen die Geräte sogar noch seltener einsetzen. Hierfür solltest du dich am besten über die regionalen Bestimmungen informieren.
Laubbläser sind mit Sicherheit nicht die Inkarnation himmelschreiender Sinnlosigkeit, als welche sie zuweilen wahrgenommen werden. Aber ein bewusster Umgang mit den lauten Geräten täte allen gut: den Anwohnern, der Umwelt und auch den Straßenfegern.
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