Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken, hat ein kluger Kopf einmal gesagt. Wie man es damit hält, bleibt somit jedem selbst überlassen. Ein falsch verwendetes Wort ist nicht schlimm – genauso wenig wie ein Fleck auf dem Hemd oder ein Rest Spinat zwischen den Zähnen.
Doch wer plötzlich merkt, dass er auf der Firmenparty als Einziger in Jeanshose dasteht, wird womöglich ebenso peinliche Blicke ernten wie ein Redner, der sich freut, auf dem „Katheter“ stehen zu dürfen. (Zur Erklärung: „Der Katheter“ ist ein medizinisches Röhrchen, „das Katheder“ ist ein Rednerpult.)
Warum also weiterhin falsch sagen, was auch richtig geht? Diese 17 Wörter und Redewendungen zählen zu den häufigsten Stolperfallen der deutschen Sprache, die selbst Journalisten immer wieder ins Straucheln bringen:
1. „Mund-zu-Mund-Propaganda“
Hier ist des Guten eindeutig zu viel: Es gibt die Mund-zu-Mund-Beatmung und die Mundpropaganda – beides zusammengemengt hört sich an, als wäre eine Nachricht mithilfe von Zungenküssen verbreitet worden.
2. „Quantensprung“
Politiker verbuchen große Fortschritte gerne als „Quantensprung“. Im Grunde bezeichnet ein solcher jedoch ein physikalisches Ereignis im winzig kleinen, gerade noch messbaren atomaren Bereich.
3. „Diese Frage brennt uns allen auf dem Herzen“
Autsch! Etwas brennt auf bzw. unter den Nägeln (ist sehr dringend) oder man hat etwas auf dem Herzen (es beschäftigt einen). Dass dringende Fragen einen in der Regel auch beschäftigen, erlaubt noch lange kein sprachliches Kuddelmuddel.
4. „Shooting“
Jedes Mal, wenn Heidi Klum ihre Nachwuchsmodels zum „Shooting“ bittet, könnte einem der Angstschweiß ausbrechen. Mit „Shooting“ bezeichnet man im Englischen nämlich in der Regel eine Schießerei. Was Heidi meint, nennt sich „photoshoot“. Schlechtes Englisch kann im Zweifelsfall über Tod oder Leben entscheiden.
5. „Das ist allerunterste Gürtellinie“
Wie viel Gürtel trägt man denn? Die „unterste Gürtellinie“ gehört zusammen mit „der Einzigste“ und „das Optimalste“ zu den „Superlativismen“ – ein rhetorisches Stilmittel, das man nur mit Augenzwinkern gebrauchen sollte.
6. „Erdrutschartige Gewinne“
Wenn eine Partei am Wahlabend erdrutschartige Gewinne einfährt, steht nachher kein Stein mehr auf dem anderen. Merke: Gewinne gehen durch die Decke, ein Erdrutsch donnert talabwärts.
7. „Ich kann das alles noch gar nicht realisieren“
Manche Wörter werden so oft falsch verwendet, dass sich selbst der Duden nicht mehr dagegen wehren kann. Im Deutschen „realisierte“ man früher ausschließlich Pläne, das heißt, man setzte sie in die Tat um. Unerwartete Ereignisse versuchte man hingegen zu „begreifen“. Genau wie „Sinn machen“, „nicht wirklich“ und „hart arbeiten“ geht „realisieren“ im Sinne von „begreifen“ auf eine stümperhafte Übersetzung aus dem Englischen zurück.
8. „Da ist der Ärger vorprogrammiert“
Programmiert wird immer vorab. „Vorprogrammieren“ ist folglich doppelt gemoppelt. Wer zum Ausdruck bringen möchte, dass die Zwangsläufigkeit nicht geplant war, also einer höheren Macht unterliegt, der sagt einfach: „Da ist der Ärger vorherbestimmt.“
9. „Da streiten sich die Geister“
Nein, tun sie nicht. Die Geister sind sich recht einig, dass es „Da scheiden sich die Geister“ heißt.
10. „ABM-Maßnahme“
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme-Maßnahme? Abkürzungen haben ihre Tücken. „HIV-Virus“, „PIN-Nummer“ und „LCD-Display“ sind ebenfalls reiner Unsinn – beziehungsweise „redundante Akronyme“, wie der Fachmann sagt.
11. „Ende diesen Jahres“
Dieser schiefe Genitiv ist bei Nachrichtensprechern ein sehr beliebter Fehler. Ab jetzt nur noch: „Ende dieses Jahres“.
12. „Shootingstar“
Ein „shooting star“ ist eine Sternschnuppe. Für den Bruchteil einer Sekunde taucht sie am Firmament auf und verglüht dann auf ewig in der Atmosphäre. Ein Promi, den bis eben noch niemand kannte und der sich jetzt kaum noch vor Autogrammjägern retten kann, ist dagegen ein Senkrechtstarter.
13. „Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken“
Das sagt Dieter Bohlen, wenn er von einer Darbietung ergriffen war. Was ihm jedoch wirklich über den Rücken lief, war ein Schauer. Eine Gänsehaut kann man im Deutschen höchstens bekommen.
14. „Scheinbar“ vs. „anscheinend“
Wer seine Arbeit „scheinbar“ gut macht, der ist ein geschickter Bluffer, aber im Grunde eine Fehlbesetzung. Wer seine Arbeit „anscheinend“ gut macht, der legt sich hingegen erkennbar ins Zeug. Solch tückische Wortpaare gibt es im Deutschen leider zuhauf: Einen Brand mit Champagner zu löschen, ist zwar „effektiv“, aber keineswegs „effizient“. Wenn zwei Leute „dasselbe“ Auto haben, teilen sie sich eins; fahren sie jedoch „das gleiche“ Auto, handelt es sich um zwei Gefährte derselben Baureihe.
15. „Es besteht überhaupt kein Grund zur Veranlassung“
Nein, wirklich nicht.
16. „Ess deinen Teller auf!“
Der Fehler in dieser Aufforderung besteht nicht darin, dass das Kind sein Geschirr verspeisen könnte. Dieses Missverständnis nimmt die deutsche Sprache in Kauf. Der Fehler liegt in der falsch verwendeten Befehlsform von „essen“. Die lautet: „Iss deinen Teller auf!“ Denn der Imperativ richtet sich in der Regel nach der 2. Person Singular („du isst“). Also heißt es auch „Wirf!“, nicht „Werfe!“, und „Gib her!“, nicht „Geb her!“.
17. „Wegen dem Lehrer“
„Wegen dem fiesen Lehrer fall ich noch durch die Deutschprüfung.“ Nö, wegen deines mangelhaften Genitivgebrauchs. Nun könnte ein Schlauberger darauf verweisen, dass der Genitiv im Deutschen immer häufiger durch den Dativ ersetzt wird. Aber noch sagt man nun einmal „deswegen“ und nicht „demwegen“.
Hattest du schon im Deutschunterricht das Gefühl, ständig „vor dem Schlauch“ zu stehen? Mach dir nichts draus! Diese 17 Fehler wirst du jetzt immerhin nicht mehr so häufig begehen. Hat dich dagegen keiner der aufgeführten Sprachirrtümer beeindrucken können, weil du ein absoluter Deutsch-Experte bist? Dann ist dieser Test genau das Richtige für dich!
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Quelle: bernd-klenk, sekretaria, watson
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