Geschwister, Eltern und Kinder sowie Cousins und Cousinen können einander manchmal zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber hast du schon mal eine fremde Person getroffen, die aussieht wie du? Genau das ist über 500 Menschen passiert und François Brunelle hat sie beeindruckend fotografiert.
Der Kanadier François Brunelle ist seit Langem leidenschaftlicher Fotograf. Sein größtes Projekt begleitet ihn seit mittlerweile über 23 Jahren. Er fotografiert Fremde, die aussehen wie Zwillinge.
Für Ähnlichkeiten hatte François schon immer eine Schwäche. Er liebt es, Menschen miteinander zu vergleichen und gemeinsame Merkmale aufzuspüren. Er selbst entdeckte eines Tages, dass er dem Schauspieler Rowan Atkinson, bekannt durch seine Rolle als „Mr Bean“, unverkennbar ähnelte.
François wurde daraufhin vom Ehrgeiz gepackt: Er wollte so viele Doppelgänger-Paare finden und fotografieren wie nur möglich. Zunächst suchte er seine Heimatstadt Montreal nach miteinander nicht verwandten „Zwillingen“ ab. Nachdem sein Projekt auch in den Medien Bekanntheit erlangt hatte, begab er sich auch über die Landesgrenzen hinweg auf die Suche.
Über 500 Menschen hat François bis heute abgelichtet und es werden immer mehr. François arbeitet zurzeit an einem Buch, in dem seine Fotografien zu sehen sind. Auch mehrere Ausstellungen sind in Planung.
Dass sein Projekt eines Tages so groß werden würde, damit hat der Kanadier selbst nicht gerechnet. Aber er liebt seine Arbeit. Das lässt sich auch in den stilvollen Schwarz-Weiß-Porträts erkennen.
Aber was ist ein Doppelgänger überhaupt?
Doppelgänger sind in der Regel genetisch bedingt (eineiige Zwillinge), es gibt sie aber auch einfach aufgrund purer Ähnlichkeit. Statistisch gesehen, gibt es dich auf der Welt ungefähr 8 Mal. Während du also diesen Artikel liest, befinden sich gerade weitere 7 optische Versionen von dir irgendwo anders. Etwas gruselig, oder?
Dass wir die Vorstellung eines Doppelgängers etwas unheimlich finden, kommt nicht von ungefähr: Seit Jahrhunderten umgibt die fremden Zwillinge eine faszinierende Aura. In Film und Fernsehen stecken meist böse Absichten hinter der doppelten Figur, in einigen Kulturen werden sie sogar als Teufelsbrut verfolgt.
Doch François möchte seine Fotos ganz und gar nicht bedrohlich inszenieren, sondern die Freude über einen vertrauten Fremden ablichten. So habe er die meisten Begegnungen der Modelle auch wahrgenommen. Auch wenn nicht alle Freunde wurden, so waren doch die meisten von dem Projekt fasziniert.
Für Schwarz-Weiß-Bilder hat sich François ganz bewusst entschieden. Das Augenmerk des Betrachters soll unmittelbar auf die Ähnlichkeit der beiden abgebildeten Personen fallen. Farben und Kontraste würden das Auge nur vom Wesentlichen ablenken. Auch die Position der beiden Fotografierten ist ganz bewusst gewählt.
Die beiden Personen auf dem Bild sind zwar Fremde, sollen für das Foto aber vertraut wirken. Das soll den Effekt der Ähnlichkeit verstärken. Die Paare stehen immer ganz nah beieinander und berühren einander an mindestens einer Stelle. Das zu arrangieren, war laut François allerdings meistens gar nicht nötig. Viele freuten sich so sehr über ihren fremden Zwilling, dass sofort eine Art Vertrautheit herrschte.
Wie sich die beiden Personen im Bild genau präsentieren, wurde aber ihnen selbst überlassen. Bis auf einen ähnlichen Gesichtsausdruck gebe es laut François keine weiteren Vorgaben. Einige Doppelgänger fingen bei den Vorbereitungen sofort an, ihre Kleidung aufeinander abzustimmen oder Accessoires zu tauschen. Diese Entscheidung überließ der Fotograf aber ganz seinen Modellen.
Erkennt man selbst die Ähnlichkeit bei Fremden?
Kaum zu glauben, aber wahr: Manche der Teilnehmenden sahen die gegenseitige Ähnlichkeit nicht. Während François sie in den ersten Augenblicken teilweise sogar verwechselte, fanden die Modelle keine gemeinsamen Merkmale. Aber auch François wurde routinierter. Nach einigen Stunden erkenne man immer sehr gut, wie unterschiedlich die Paare doch seien.
François liebt das Projekt seit dem ersten Tag. Seine Faszination für die Ähnlichkeit habe dadurch nur noch zugenommen. Es sei verblüffend, wie ähnlich sich viele Menschen seien, dass sie sich aber dennoch immer durch ein paar Merkmale voneinander unterschieden. Diese Erkenntnis sei für alle wichtig, nicht nur für die fremden Zwillinge.
Für François war jede Fotografie prägend. Er selbst sagt, er habe in den 23 Jahren seiner Arbeit über 500 neue Freunde dazugewonnen. Die Paare selbst möchte er in seinem Buch mit jeweils einer eigenen Seite würdigen. Wie viele Paare auf diesem Weg noch hinzukommen, bleibt aber abzuwarten.
Finde deinen fremden Zwilling
Aber wie findet man überhaupt seinen eigenen Doppelgänger? Mittlerweile gibt es dafür einige Websites und Apps. Die bekannteste ist Twin Strangers. Hier kannst du nach einem Login dein Bild hochladen und eine weltweite Datenbank nach deinem Zwilling durchsuchen.
Wurde dir schon mal gesagt, dass du jemandem ähnlich siehst? Vielleicht sogar deinem Partner? Auch wenn das erst mal komisch wirkt, es ist ein gutes Zeichen. Nicht nur nach vielen Jahren einer gemeinsamen Beziehung tritt dieses Phänomen häufig auf – bereits bei der Partnerwahl achten wir auf gleiche Merkmale. Denn: Ein ähnliches Aussehen wirkt vertrauensvoll und sympathisch.
Beeindruckend und schön sowie zugleich skurril, wie die Natur manchmal so spielt. Würdest du auch gerne mal deinen Doppelgänger treffen oder ist dir die ganze Sache eher unheimlich?
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Quellen: insider, francoisbrunelle
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