Es gibt nur wenige Themen, bei denen die Meinungen so weit auseinander gehen wie beim Thema Erziehung. Unzählige Ratgeber halten vermeintliche Tipps parat und schreiben Eltern vor, was das Beste für das eigene Kind ist. Zusätzlich kommen noch Verwandte und Bekannte hinzu, die meinen, alles besser zu wissen.
Kein Wunder, dass so über Generationen hinweg einige Erziehungsmythen entstanden sind, die viele Eltern fälschlicherweise bis heute glauben. Doch nicht alles, was man für das Wohl seines Kindes für bedenklich oder unbedenklich hält, ist es auch. Im Folgenden werden deswegen 10 verbreitete Erziehungsmythen endlich aufgeklärt.
1. Beißringe sind komplett unbedenklich.
Beißringe sind praktische kleine Helfer, wenn die Zähne des Kindes langsam durchkommen. Sie massieren das Zahnfleisch und sorgen so für eine Schmerzlinderung. Aber nicht selten stecken im Silikon allergieauslösende oder gar krebserregende Stoffe, die im Kindermund nichts zu suchen haben. Zudem hat eine Studie ergeben, dass Babys, die häufig auf Beißringen herumkauen, Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung haben. Das liegt vor allem daran, dass das Gehör nervlich mit der Zunge verbunden ist. Ist die Zunge beschäftigt, fällt es dem Baby dadurch schwerer, zuzuhören und Wörter aufzunehmen, und entwickelt demnach seine Sprache nachweislich langsamer.
2. Babysprache hindert die Sprachentwicklung.
Wenn Eltern mit ihren Babys sprechen, wird die Stimme höher, sie sprechen sehr deutlich, überbetont und langsam. Das ist die sogenannte Babysprache. Nicht selten wird behauptet, dass diese die Sprachentwicklung des Kindes negativ beeinflusse. Dem ist aber nicht so – im Gegenteil. Babys merken nämlich schnell, dass diese Art und Weise zu sprechen an sie gerichtet ist. Sie hören den Eltern so besser zu und können dem Gesagten besser folgen. Die vereinfachten Satzstrukturen und Wörter helfen zudem, die Sprache schneller aufzunehmen und zu lernen.
3. Kinder müssen Fähigkeiten vor ihrem 3. Lebensjahr lernen.
Ein Mythos besagt, dass Kinder all ihre Fähigkeiten vor ihrem 3. Lebensjahr beginnen müssen zu lernen, da später die neuronalen Verbindungen abnehmen und es dadurch schwerer wird, etwas zu erlernen. Das stimmt allerdings so nicht. Die neuronalen Verbindungen nehmen zwar ab, allerdings hat das nichts mit dem Erlernen neuer Fähigkeiten zu tun. Bis zum 3. Lebensjahr fällt es Kindern aufgrund der zahlreichen neuronalen Verbindungen leichter, Eindrücke wahrzunehmen. Das ist extrem wichtig, da für sie noch alles neu ist und sie die Welt erst noch erkunden müssen. Eine neue Sportart oder ein neues Hobby kann aber durchaus auch im fortgeschrittenen Kindesalter erlernt werden, ohne dass man fürchten muss, dass die schnelle Lernfähigkeit nicht mehr gegeben ist.
4. Lernspielzeuge sind wichtig für die Entwicklung.
Der „Pädagogisch wertvoll“-Stempel auf Spielzeugen kann doch nur bedeuten, dass diese wichtig für die Entwicklung meines Kindes sind, oder? Falsch. Lernspielzeuge sind tatsächlich eher kontraproduktiv, da sie die Kreativität der Kinder unterdrücken. Der Spielablauf wird nämlich durch das Spielzeug bereits vollständig vorgegeben, sodass das Kind nicht angeregt wird, einen eigenen Lösungsweg zu finden. Kinder lernen daher besser in alltäglichen, spontanen Situationen und noch besser, wenn sie dabei mit ihren Eltern interagieren.
5. Babys dürfen nicht verwöhnt werden.
Werden Babys verwöhnt, tanzen sie den Eltern nur auf der Nase herum? Diese Annahme zählt auch zu den Erziehungsmythen! Hebammen und Psychologen sind sich einig, dass man Babys gar nicht genug verwöhnen kann. Denn gerade in den ersten Lebensmonaten benötigen die Kinder viel Liebe und Aufmerksamkeit. Es ist nötig, auf die Bedürfnisse des Kindes unverzüglich zu reagieren, um das Urvertrauen aufrechtzuerhalten. Wenn man das Kind weinen lässt und die Bedürfnisse des Kindes nicht sofort stillt, sorgt das oftmals im weiteren Verlauf des Lebens zu einem Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen.
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