„Mama, warum hat die Frau so dicke Beine?“ – Diese und andere unangenehme Fragen von Kindern, die vorzugsweise in der Öffentlichkeit, an der Supermarktkasse oder vor großem Publikum gestellt werden, kennen alle Eltern. Kinder wollen eben alles wissen, schließlich gibt es jede Menge zu entdecken und zu lernen. Dass sie ihren Eltern damit Schweißperlen auf die Stirn treiben, wissen sie nicht.
Eltern finden solche Kinderfragen oft höchst peinlich, weil sie eine Schamgrenze überschreiten oder ihnen die Grenzen ihres eigenen Wissens aufzeigen. Kinder hingegen kennen solch eine Scham nicht.
Bleibe das nächste Mal cool, wenn dir dein Kind mitten in der vollen Fußgängerzone eine dieser 10 typischen Fragen stellt, und versuche, ihm genauso offen und direkt zu antworten.
1. „Warum kann die Frau nicht laufen?“
Menschen mit Behinderungen oder auffälligen Körpermerkmalen üben eine große Faszination auf Kinder aus. Die Kleinen scheuen sich im Gegensatz zu Erwachsenen auch nicht, diese Menschen genau zu beobachten. Mit der genannten Frage verfolgt dein Kind aber keine böse Absicht, sondern ist einfach interessiert. Erkläre deinem Kind dann, dass jeder Mensch anders ist und manche eben nicht gut laufen, sehen oder hören können. Und dass es viel wichtiger ist, danach zu schauen, was Menschen wirklich gut können. Wer nicht gut sieht, kann z.B. oft viel besser hören.
2. „Mama, woher kommen Babys?“
Diese Frage erwischt die meisten Eltern eiskalt und lässt ihnen die Schamröte ins Gesicht steigen, besonders in Gesellschaft von anderen. Doch die Eltern sollten ihren Kindern ehrlich antworten, dass Mama und Papa zusammen ein Baby bekommen, wenn sie sich sehr lieb haben. Das Baby wächst dabei in Mamas Bauch, der immer dicker wird, und kommt nach 9 Monaten auf die Welt. Je nach Alter und Wissensstand des Kindes kannst du dabei noch etwas ausführlicher werden und dein Kind aufklären.
3. „Mama, warum küssen sich die zwei Männer da?“
Solche Fragen lassen sich ganz einfach beantworten. Erkläre deinem Kind, dass die beiden Männer sich küssen, weil sie sich lieb haben. Wer sich mag, küsst sich gerne, ganz egal, ob es sich um zwei Männer, zwei Frauen oder eine Frau und einen Mann handelt.
4. „Wann wird Oma sterben?“
Für Kinder ist der Tod sehr abstrakt und nicht wirklich greifbar. Man sollte mit diesem Thema aber immer offen umgehen, denn es gehört zum Leben und Kinder sollten keine Angst davor entwickeln. Sei deshalb ehrlich und erkläre deinem Kind, dass der Körper nach einem langen Leben irgendwann alt ist, seine Arbeit nicht mehr schafft und deshalb stirbt. Je nach Alter des Kindes kann auch eine Metapher helfen, um diese Frage verständlich zu beantworten.
5. „Warum hat der Mann einen so großen Bauch? Ist da ein Baby drin?“
Diese Frage von Kindern ist ein absoluter Klassiker. Was für Erwachsene lustig klingt, meinen Kinder allerdings völlig ernst. Deshalb solltest du auf die Frage auch ernst antworten. Veranschauliche deinem Kind, dass Menschen alle unterschiedlich sind, im Bauch des Mannes aber kein Baby wächst, weil nur Frauen Babys bekommen können. Manche Menschen essen einfach mehr, als ihr Körper braucht, und dann kann es passieren, dass sie einen kleinen oder auch großen Bauch bekommen.
6. „Mama, warum musst du immer arbeiten?“
Kinder lieben es zu spielen und verstehen oft nicht, dass Eltern andere Verpflichtungen haben. Lass dein Kind wissen, dass Mama und Papa durch das Arbeiten Geld verdienen, um sich die Wohnung, einen Garten oder Spielsachen leisten zu können. Außerdem macht die Arbeit auch Spaß und gibt Eltern einen Grund, sich danach auf das Spielen mit den Kindern zu freuen.
7. „Warum haben Jungs einen Penis und Mädchen nicht?“
Kinder interessieren sich nicht nur für die Körpermerkmale anderer Menschen, sondern auch für ihre eigenen. Und das ist vollkommen normal. Ab einem gewissen Alter fällt ihnen dann auch auf, dass es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern gibt. Du kannst deinem Kind dann altersgerecht erklären, welche Funktionen die unterschiedlichen Geschlechtsorgane haben und dass diese wie ein Puzzle zusammenpassen, damit ein Baby entstehen kann.
8. „Warum hat der Mann da so eine dunkle Haut?“
Kinder sind absolut unbefangen, wenn es darum geht, wie andere Menschen aussehen. Allerdings weckt es ihre Neugier, wenn jemand bunte Haare, eine sichtbare Narbe oder eben auch eine andere Hautfarbe hat. Eine solche Frage solltest du genauso unbefangen beantworten, denn diese Vielfalt von Menschen macht das Leben doch erst interessant.
9. „Mama, warum sieht dein Bauch so wabbelig aus?“
Fühlst du dich auf den Schlips getreten und beantwortest diese Kinderfrage damit, dass dein Bauch nur so aussieht, weil du 9 Monate ein Kind darin hattest, ist die Antwort zwar ehrlich, aber deinem Kind gegenüber nicht sehr einfühlsam. Es wird denken, dass es selbst der Grund dafür ist, weshalb Mama schimpft und beleidigt ist. Eine geschicktere Antwort wäre: „Du hast recht, mein Bauch sieht wabbelig aus und darüber bin ich nicht immer froh. Das liegt an der Schwangerschaft, von der sich nicht jeder Bauch erholt.“ Eine solche Antwort gibt deinem Kind zu verstehen, dass es auch Fragen gibt, über die du nicht glücklich bist, sie aber dennoch gestellt werden dürfen.
10. „Darf ich später auch Papa heiraten?“
Kinder wollen oft Vater, Mutter oder ihre Geschwister heiraten. Weil sie sie lieben, liegt dieser Gedanke auch nicht fern. Das geht natürlich nicht und das sollte man dem Kind auch genau so sagen. Zeige ihm, dass es immer mit der Familie verbunden sein wird, es aber irgendwann jemand anderen kennenlernt, den es genauso liebt wie Mama, Papa oder die Geschwister. Und diese Person darf es dann selbstverständlich heiraten.
Für Kinder gibt es im Gegensatz zu Erwachsenen keine Tabuthemen. Unangenehmen Fragen deiner Kinder auszuweichen, hilft nicht immer und ist den Kindern gegenüber auch unfair, denn durch Fragen lernen sie, wie die Welt funktioniert. Antworten wie „Das verstehst du noch nicht“ oder „Dafür bist du noch zu klein“ sind für Kinder ein großer Dämpfer und bremsen ihre natürliche Neugier aus. Sie können sogar dazu führen, dass dein Kind dich irgendwann nicht mehr fragt oder sich mit seinen Fragen an andere wendet.
Sobald du die Antwort auf eine Frage deines Kindes weißt, sag sie ihm – egal, wie peinlich dir die Frage ist. Mache dich frei von den gesellschaftlichen Tabus, dann fällt es dir leichter.
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Quellen: gofeminin, babyartikel
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