Wusstest du, dass Frauen und Männer ein unterschiedliches Schlafverhalten haben? Da überrascht es nicht, dass sich immer mehr Paare für eine „Schlafscheidung“ entscheiden. Wir klären, ob diese Art des Ehebetts auch für euch geeignet ist und für wen sich getrennte Schlafzimmer wirklich lohnen.
„Schlafscheidung“ bzw. getrennte Schlafzimmer
Der Begriff „sleep divorce“, auf Deutsch „Schlafscheidung“, wurde vor allem durch eine US-amerikanische Studie der National Sleep Foundation aus dem Jahr 2017 bekannt. In der Umfrage gab eines von vier Paaren an, in getrennten Betten zu schlafen. In einer aktuellen Studie wünschten sich sogar 49 Prozent der befragten Paare, die Nacht in getrennten Schlafzimmern zu verbringen.
Und tatsächlich soll es laut Schlafforschenden einen Unterschied machen, ob du gemeinsam mit deinem Partner ein Bett teilst oder nicht. Ein Grund dafür könnte die Veranlagung sein. Frauen, die in der Urzeit für den Schutz der Familie zuständig waren, schlafen schlechter. Sie kommen nicht zur Ruhe, wenn sie mit anderen Familienmitgliedern zusammenliegen, da sie unterbewusst „auf der Hut“ sind. Männer hingegen fühlen sich sicherer, wenn sie neben ihrer Partnerin liegen. Ihre urzeitlichen Vorfahren mussten für die Jagd ausgeruht sein und so schläft der Mann von heute ebenfalls besser.
Hinweis: In den Studienergebnissen wurden nur heterosexuelle Pärchen befragt. Die Ergebnisse geben also keine Hinweise auf die Schlafqualität bei Paaren in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung.
Schlafscheidung einreichen
Schläfst du schlecht, weil dein Partner schnarcht oder du neben ihm einfach keine Ruhe findest? Dann reiche doch testhalber mal die „Schlafscheidung“ ein. Anfangs könnt ihr es ja mit zwei getrennten Betten im selben Raum ausprobieren. Wenn sich eurer Schlaf dann immer noch nicht bessert, dann könnten getrennte Schlafzimmer eine geeignete Lösung sein.
Während im Mittelalter oftmals die ganze Familie in einem einzigen Raum gemeinsam schlief, empfahlen die Ärzte etwa zwischen 1870 und 1970 Paaren sogar, in getrennten Betten zu schlafen. So sollten die Schlafhygiene und der Schutz vor Infektionskrankheiten erhöht werden. Ab den 1920er-Jahren waren getrennte Betten zudem eine Form der Emanzipation, so die britische Kulturwissenschaftlerin Hilary Hinds.
Experten: Dann raten sie zu getrennten Schlafzimmern
Dr. Hans Günter Weeß von der Akademie für Schlafmedizin zeigt weitere Vorteile einer „Schlafscheidung“ auf: „Die räumliche Distanz kann die Spannung und Anziehung erhöhen.“ Paaren, die folgende Kriterien erfüllen, rät der Experte zu einem Versuch mit getrennten Schlafzimmern:
- ungleicher Schlafrhythmus
- unterschiedliche Arbeitszeiten
- anderes Kälteempfinden
- schnarchender Partner
- schlafwandelnder Partner
Warum funktioniert die Schlafscheidung nicht bei allen?
Es gibt aber auch Paare, die getrennt geschlafen haben und dann wieder ins gemeinsame Ehebett zurückgekehrt sind. In der Studie der National Sleep Foundation gaben sie vermehrt die folgenden drei Gründe dafür an:
- „Wir haben uns vermisst.“
- „Wir haben unsere Beziehungsprobleme gelöst.“
- „Wir haben schlecht geschlafen.“
Es gibt also durchaus gute Gründe, gemeinsam in einem Ehebett zu schlafen. So fand eine Studie aus dem Jahr 2022 heraus, dass Menschen, die sich mit einem Partner das Bett teilen, weniger zu Depressionen und Stress neigen. Insgesamt seien sie mit ihrem Leben und der Beziehung zufriedener.
Es zeigt sich, dass die „Schlafscheidung“ eine sehr individuelle Wahl ist. Natürlich sind getrennte Schlafzimmer auch eine finanzielle Entscheidung. Wenn du dir in deiner Partnerschaft jedoch besseren Schlaf wünschst und die Möglichkeit zur „Schlafscheidung“ hast, solltest du sie auf jeden Fall einmal ausprobieren.
Quellen: rnd, aok, sleepfoundation
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