Alle 100 Sekunden erkrankt in Deutschland ein Mensch an Demenz. Die meisten von ihnen haben Alzheimer. Je älter man wird, desto höher ist das Risiko. Umso wichtiger ist die Früherkennung von Demenz. Eine bestimmte Schlafstörung gilt hierbei als ein mögliches Warnzeichen.
Bei der Alzheimer-Demenz werden im Gehirn die Verbindungen zwischen den Nervenzellen durch Eiweißablagerungen – sogenannte Plaques – blockiert. Dadurch stehen den Erkrankten im Laufe der Zeit immer weniger Nervenzellen zur Verfügung. Sie verlieren deshalb zunehmend die Fähigkeit zum Denken und Erinnern, sodass früher oder später ein eigenständiges Leben ohne Hilfe nicht mehr möglich ist.
Der Einfluss schlechten Schlafes auf Demenz
Die genaue Ursache für Alzheimer ist bislang noch unklar. Forscher halten es für sehr wahrscheinlich, dass es mehrere Auslöser gibt – darunter die genetische Veranlagung, schädliche Umwelteinflüsse oder sogar Parodontitis.
Was mittlerweile jedoch gut untersucht ist, sind bestimmte Symptome, die in Verbindung mit der Alzheimer-Krankheit auftreten. So konnten Forscher einen auffälligen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem Auftreten von Demenz nachweisen. Eine Studie der „Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health“ hat gezeigt, dass eine schlechte Schlafqualität mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Alzheimer einhergeht. Zu demselben Ergebnis kam auch eine Studie der „Stanford University“ und der „Washington Medical School“.
Die Ergebnisse bedeuten weder, dass schlechter Schlaf Alzheimer verursacht, noch, dass jeder Mensch, der an Schlafstörungen leidet, an Demenz erkrankt. Aber das erhöhte Risiko lässt die Mediziner aufhorchen: „Wenn die Rolle des Schlafs in der Entwicklung von Demenz geklärt ist, gibt es die Hoffnung, dass Methoden zur Intervention identifiziert werden können, die es möglich machen, die Krankheit hinauszuzögern oder sogar zu verhindern“, erklärt der Wissenschaftler Matthew P. Pase.
Spezielle Schlafstörung besonders betroffen
Eine Studie aus Kanada hat im Jahr 2017 nun die genauen Arten von Schlafstörungen in Bezug auf das Demenz-Risiko untersucht. Ihre überraschende Erkenntnis: Schon 15 Jahre vor der eigentlichen Diagnose lässt sich anhand einer speziellen Schlafstörung das Risiko für eine spätere Alzheimer-Erkrankung bestimmen. Die spezielle Schlafstörung, um die es dabei geht, äußert sich dadurch, dass die Betroffenen im sogenannten REM-Schlaf um sich schlagen und treten. Manchmal fallen sie dabei sogar aus dem Bett.
Der REM-Schlaf macht ein Viertel des Gesamtschlafs aus und ist durch schnelle Augenbewegungen bei geschlossenen Augen gekennzeichnet (REM = „rapid eye movement“). Bei einer REM-Schlafstörung bewegen sich die Betroffenen entsprechend ihren Träumen. Die kanadischen Wissenschaftler konnten belegen, dass Menschen mit dieser Schlafstörung ein um 80 bis 100 Prozent höheres Risiko für eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson oder Demenz haben. Die Werte sind natürlich relative Angaben und bedeuten nicht, dass mit dieser Schlafstörung zu 80 Prozent eine Erkrankung erfolgt.
Eine weitere Studie, die im Fachmagazin „Neurology“ veröffentlicht wurde, bestätigt ebenfalls einen Einfluss des REM-Schlafes auf das Auftreten von Alzheimer. Die Untersuchung von 321 Probanden mit einem durchschnittlichen Alter von 61 Jahren ergab, dass Menschen mit weniger REM- bzw. Traumphasenschlaf ein höheres Risiko für Demenz aufwiesen. Zudem stieg das Risiko für die Erkrankung, wenn sich die Teilnehmer für weniger als 20 Prozent ihres Schlafs in der Traumphase befanden oder länger als 90 Minuten brauchten, um die REM-Phase zu erreichen.
Die Bedeutung der Studienergebnisse liegt nun vor allem darin, dass die Wissenschaftler einen deutlichen Anhaltspunkt für weitere Forschungen haben – in der Hoffnung, auf diese Weise frühzeitig etwas gegen die Alzheimer-Demenz unternehmen zu können.
Früherkennung ist bei Demenz wichtig
Alzheimer-Demenz zeigt sich anhand verschiedenster Symptome, die das Leben mehr oder weniger einschränken. Dazu gehören zunehmende Vergesslichkeit, Sprachschwierigkeiten und Orientierungsprobleme, später auch Persönlichkeitsveränderungen, Wahnvorstellungen, Inkontinenz und Agnosie (Angehörige werden nicht mehr erkannt).
Eine frühzeitige Diagnose kann laut „Alzheimer Forschung Initiative e.V.“ (AFI) für den Krankheitsverlauf entscheidend sein: „Im Falle einer Alzheimer-Erkrankung sollte möglichst frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden. Die Medikamente, die den Verlauf verzögern können, wirken am besten zu Beginn der Krankheit.“
Gerade deshalb könnten Früherkennungsinstrumente wie die Schlafstörungsforschung ein wichtiger Schritt sein, schwere Folgen von Alzheimer in Zukunft zu mildern.
Quellen: focus, merkur, alzheimer-forschung, Boston University
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