Schon seit einigen Jahren wird in den USA vermehrt von einer „rape culture“, einer Vergewaltigungskultur, gesprochen. Vor allem an den amerikanischen Universitäten nehmen demnach die sexuellen Übergriffe auf und die Vergewaltigungen von Studentinnen zu. Eine im Februar 2015 veröffentlichte Studie kam sogar zu dem Ergebnis, dass diese Form der Gewalt gegen Frauen „epidemische Ausmaße“ angenommen habe.
Nicht zuletzt durch exzessiven Alkoholkonsum auf den ausgelassenen College-Partys sowie ein Frauenbild, nach dem einem „Nein“ keine Bedeutung beigemessen wird, scheint bei vielen jungen Männern die Hemmschwelle zu fallen, sich einfach zu nehmen, was sie begehren.
Neben unverhohlenen Angriffen tauchen auch immer wieder Berichte auf, nach denen ahnungslosen Frauen in Clubs und Bars sogenannte Vergewaltigungsdrogen in Form von K.-o.-Tropfen ins Getränk gemischt wurden. Die in Ohnmacht gefallenen Opfer wurden daraufhin vom Täter verschleppt.
Um zumindest Letzterem Einhalt zu gebieten, haben drei Teenager aus Miami im US-Bundesstaat Florida eine vielleicht bahnbrechende Erfindung vorgestellt. Im Wirtschaftsunterricht ihrer Highschool entwickelten Victoria Roca, Susana Cappello und Carolina Baigorri einen Strohhalm, mit dessen Hilfe Vergewaltigungsdrogen im Getränk entdeckt werden können.
„Der Strohhalm hat zwei Teststreifen. Sobald man ihn ins Glas tut, lässt sich bestimmen, ob Drogen im Getränk sind. Falls Drogen drin sind, färbt sich der Streifen bläulich“, erklärt Victoria.
Auf die Idee zu seinem Strohhalm kam das Trio, als es davon erfuhr, welche gesellschaftliche Dimension Vergewaltigungen mittlerweile angenommen haben – was gerade für sie als junge Frauen erschreckend ist. „Es ist ein so weit verbreitetes Problem. Laut Statistiken ist jede fünfte Frau betroffen“, erzählt Carolina. Es würde ihnen dementsprechend viel bedeuten, etwas dagegen tun zu können.
Das Patent für den Strohhalm, der die gängigsten K.-o.-Tropfen erkennt, haben die drei Teenager bereits beantragt. Schon 2011 hatten israelische Wissenschaftler einen ähnlichen Strohhalm entwickelt, der allerdings nur zwei Drogen identifizieren konnte, weil er seinerzeit lediglich auf die in manchen Drogen enthaltene Chemikalie Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) ansprach.
Victorias, Susanas und Carolinas Strohhalm hingegen reagiert sowohl auf GHB als auch auf die Chemikalie Rohypnol und kann daher ein größeres Spektrum an Drogen ausfindig machen.
Wie viele Frauen tatsächlich Opfer von Vergewaltigungsdrogen werden, ist schwer zu sagen. Da die Substanzen im Körper so gut wie nicht nachweisbar sind, können keine aussagekräftigen Statistiken erhoben werden.
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Victoria, Susana und Carolina hoffen darauf, ihren Strohhalm in Universitäten, Clubs, Bars und Restaurants vermarkten zu können. Wenn auch nur eine Vergewaltigung durch ihre Erfindung verhindert werden könnte, wäre dies schon ein Erfolg.