Gerade Mütter von Töchtern lieben es, ihre kleinen Mädchen in die süßesten Sachen zu stecken. Eine Schleife hier, eine Rüsche dort – der Nachwuchs wird in den ersten Lebensmonaten und auch -jahren schnell zur Projektionsfläche des elterlichen Geschmacks. Doch irgendwann erreichen die Kinder einen Punkt, an dem sie nicht mehr alles anziehen möchten und ein Mitspracherecht bei der Kleiderwahl einfordern.
Und ab da beginnt der morgendliche Stress. Es fällt Eltern nicht immer leicht, in der Erziehung den richtigen Ton zu treffen, um den Kindern zu erklären, warum es nicht im Schlafanzug in den Kindergarten gehen kann.
Doch genau wie Erwachsene wollen Kinder sich in ihrer Kleidung wohlfühlen und gefallen. Der kratzige Pullover, den Mama so schön findet, ist eher langweilig. Das quietschbunte T-Shirt mit den Pailletten trifft dagegen schon eher den Geschmack.
Weil sich viele Eltern anfangs gegen diese neue Selbstbestimmung des Kindes wehren, kommt es am Morgen häufig zu Stress und Diskussionen. Dabei hat es Vorteile, wenn sich Kinder selbst anziehen. Zum einen fördert es ihre Selbstständigkeit und erlaubt es ihnen, einen eigenen Stil zu finden, zum anderen schenkt es den Eltern morgens mehr Zeit für sich selbst. Damit das aber für beide Seiten gut funktioniert, müssen ein paar Regeln in der Erziehung her, die Eltern den Übergang erleichtern und dafür sorgen, dass Diskussionen um die Kleidung der Vergangenheit angehören:
1. Das Kind von Anfang an einbeziehen
Kinder sollten auch beim Anziehen schon früh mit einbezogen werden. Selbst wenn das Baby noch nicht selbst sprechen kann, versteht es oftmals schon, was die Eltern sagen. Deshalb kann man schon früh damit beginnen, dem Kind die Handlungen beim Anziehen sprachlich anzukündigen und zu erklären. Gibt man dem Baby nach dem Ankündigen auch etwas Zeit, wird man merken, wie es schon den Arm oder das Bein ausstreckt, um das Anziehen aktiv zu unterstützen. Zudem lernt das Kind viel über die Eigenschaften von Kleidungsstücken und auch über das eigene Körperbefinden, wenn man ihm erklärt, dass z. B. Pullover warm halten oder Etiketten kratzen können.
2. Den Geschmack des Kindes respektieren
Ab einem gewissen Alter bildet sich bei Kindern auch ein ästhetisches Empfinden heraus. Dieses kann für Eltern aber schon mal zur Herausforderung werden, unterscheidet es sich doch meist stark von ihren eigenen Stilvorstellungen. Dass das Kind anfängt, in Sachen Kleidung eigene Entscheidungen zu fällen, bereitet manchen Eltern ebenso in solchen Situationen Schwierigkeiten. Dennoch sollte in der Erziehung immer gelten: Getragen werden darf, was gefällt. Auch wenn es die gelbe Hose zum lila Shirt ist oder der Rock für den Sohn.
3. Das Körperempfinden des Kindes ernst nehmen
Neben dem eigenen Geschmack des Kindes sollte man auch dessen wachsendes Körperempfinden ernst nehmen und respektieren. Oftmals gibt es einen einfachen Grund, weshalb die Kleinen bestimmte Kleidungsstücke nicht tragen wollen. Und uns geht es doch nicht anders. Deshalb sollte man auch von seinen Kindern nicht verlangen, etwas zu tragen, was sie nicht mögen oder ihnen Unbehagen bereitet.
Allerdings fehlt Kindern oft noch die Fähigkeit zur Voraussicht, weshalb es besonders im Winter zu Diskussionen und Streit kommt. Da es im Haus warm ist, sehen viele Kinder nicht ein, eine warme Jacke anzuziehen. Auch wenn es für Eltern in einem solchen Moment Überwindung kostet, diese Eigenständigkeit zuzulassen, weil es einen größeren Aufwand erfordert, Jacke und Schal für das Kind mitschleppen zu müssen, ist es gut, dem Kind seinen Willen zu lassen. Spätestens wenn es draußen in der Kälte ist, wird dein Kind nach einer Jacke fragen und aus seiner Erfahrung lernen.
4. Dem Kind in der Erziehung Eigenständigkeit gewähren
Kinder ergreifen jede Chance zur Selbstbestimmung. Und das ist auch gut so, fördert es doch ihre Selbstständigkeit. Um keinen Machtkampf zu führen und sich den ewigen Diskussionen ums morgendliche Outfit auszusetzen, sollten Kinder früh lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. Ermögliche deinem Kind deshalb so früh wie möglich Zugang zum Kleiderschrank, damit es sein Outfit für den Tag selbst wählen kann. Weil Kleinkinder oft noch nicht genau wissen, welche Kleidungsstücke alle an den Körper gehören, können Bilder dabei helfen, die passende Anzahl an Kleidungsstücken für jeden Tag herauszusuchen.
5. Dem Kind besondere Anlässe verdeutlichen
Steht eine große Familienfeier oder ein anderes festliches Event an, für das sich alle schick anziehen, um mal wieder ein schönes Familienfoto zu schießen? Wenn dein Kind genau an diesem Tag seinen bunten Comic-Pyjama tragen will, ist das natürlich besonders frustrierend. Versuche deinem Kind in solch einer Situation zu erklären, dass es Anlässe gibt, zu denen man sich an eine gewisse Kleiderordnung halten sollte und dass dies für alle Mitglieder der Familie gilt, auch Mama und Papa. Am nächsten Tag darf das Kind dann wieder selbst bestimmen, was es anziehen will.
6. Manchmal helfen nur Ruhe und Geduld
Es gibt Tage, an denen es einfach schwierig ist, weil man vielleicht schlecht oder nur wenig geschlafen hat, die Zeit morgens zu knapp ist oder das Lieblingsshirt in der Wäsche steckt. Genauso gibt es Momente, in denen Kinder, die sich sonst selbst anziehen, mehr Zuwendung benötigen und von Mama oder Papa angezogen werden wollen. In solchen Fällen helfen nur Verständnis und ganz viel Geduld.
Wenn sich das Kind trotzdem weiterhin gegen das Anziehen wehrt, solltest du die Gesamtsituation betrachten und herausfinden, um welches Bedürfnis es dem Kind in dem Moment wirklich geht. Vielleicht braucht es morgens einfach mehr Zeit für eine gemeinsame Interaktion mit Mama oder Papa oder es will sich nicht anziehen, weil es nicht in den Kindergarten möchte. Bei Konflikten, die sich nicht lösen lassen, sollte man immer hinter die Kulissen blicken und kreativ sein. So wie es die Kleidung deines Kindes mit Sicherheit auch ist.
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Quellen: geborgen-wachsen, gofeminin
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