Du hast schuppige oder rissige Kopfhaut oder vielleicht sogar eitrige Pusteln, Vernarbungen und Haarausfall? Dann könnte eine Infektion mit dem hochansteckenden Pilz Trichophyton tonsurans dahinter stecken. Vor allem Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren sind davon betroffen. Warum dies so ist, erfährst du hier.
Vor einigen Jahren schossen die Barbershops hierzulande wie Pilze aus dem Boden. Die Salons, die größtenteils von Männern besucht werden, sind spezialisiert auf das Schneiden, Trimmen und Rasieren von Bärten. Meist werden auch Haarschnitte angeboten. Parallel zu diesem Trend häuften sich Infektionen mit dem Pilz Trichophyton tonsurans. Er ist hochansteckend und wird vornehmlich über unzureichend gesäuberte und nicht desinfizierte Rasiergeräte übertragen. Einmal infiziert, kann er im schlimmsten Fall zu völligem Haarverlust führen.
So erkennst du eine Infektion mit Trichophyton tonsurans
Trichophyton tonsurans zählt zu den Dermatophyten. Das sind Fadenpilze, die sich von Keratin (das Protein, aus dem unsere Haare und Nägel bestehen) ernähren und die Hautentzündungen auslösen können. Meistens beginnt es mit einer trockenen Stelle an der Haut unter dem Haaransatz oder im Bartbereich. Diese Stelle rötet sich, die Haut beginnt zu schuppen und zu jucken, es bilden sich Bläschen und Verkrustungen. Häufig fallen in der Folge auch die Haare aus. Manchmal kommt es zu eitrigen, abszessartigen Veränderungen an den befallenen Stellen.
Fachleute haben eine Verbindung zwischen dem Besuch eines Barbershops und dem Pilzbefall mit Trichophyton tonsurans festgestellt. Vor allem Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, aber auch Kinder klagen etwa ein bis zwei Wochen nach dem Barbershopbesuch über die genannten Symptome.
Der Pilz Trichophyton tonsurans wird unter Fachleuten auch „Ringerpilz“ oder „Mattenpilz“ genannt. Ursprünglich gelangte der Erreger über Kampfsportler, vorwiegend auf Matten und von dort auf andere Ringer. Mit ihren Kurzhaarfrisuren waren die Sportler besonders anfällig für eine Infektion mit dem Pilz. Befallen waren bis zu 90 Prozent der Sportler.
Der Pilz hat es nun von der Ringermatte in die Barbershops geschafft. Man nimmt an, dass ein infizierter Ringer ihn vor einiger Zeit in einen solchen Salon gebracht hat, wo sich der Erreger durch unzureichende Hygienemaßnahmen schnell verbreiten konnte. Der Pilz stirbt nicht einfach von alleine ab, sondern überlebt mehrere Wochen auf Gegenständen. Da die ersten Symptome erst bis zu zwei Wochen nach der Infektion auftreten, ist eine Ursachenforschung schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Pilz unbemerkt verbreitet werden kann.
So kann dir bei einer Infektion geholfen werden
Doch es gibt eine gute Nachricht: Auch wenn der Pilz Trichophyton tonsurans hochansteckend ist, ist eine Infektion behandelbar – sowohl äußerlich durch Shampoos und Lotions, als auch mit Tabletten. Die Mittel dagegen sind wirksam und noch gibt es keine Resistenzen. Nach etwa einer Woche Behandlung gelten die Betroffenen als nicht mehr ansteckend. Die Behandlung dauert im Regelfall zwei bis drei Monate.
Problematisch wird es, wenn sich Kinder infizieren, was innerhalb von Familien oder Kita-Gruppen schnell passieren kann. Da die Medikamente bisher an Personen unter 18 Jahren nicht zugelassen sind, kommen sie bei Kindern und Jugendlichen in solchen Fällen ohne offizielle Zulassung zum Einsatz.
Wenn der Pilzbefall nicht behandelt wird, kann dies einen dauerhaft kahlen Kopf zur Folge haben. Das körpereigene Immunsystem versucht, gegen Trichophyton tonsurans anzukämpfen und verursacht dadurch heftige Entzündungen, um den Pilz loszuwerden. Doch ist das Gewebe einmal vernarbt, wachsen dort keine Haare mehr.
Wie kannst du dich vor einer Ansteckung mit Trichophyton tonsurans schützen?
Infektionen mit Trichophyton tonsurans werden inzwischen drei- bis fünfmal so oft nachgewiesen wie noch vor fünf Jahren. Fachleute sprechen bereits von einer „europaweiten Epidemie“. Grund hierfür ist, dass Barbershops, die vor allem bei jungen Männern beliebten Haarschnitte wie Low Fade, High Fade und Undercut zu einem günstigen Preis anbieten.
Doch Hygiene hat ihren Preis: Die fachgerechte Desinfektion von Maschinen und Scheren mit speziellen Mitteln oder auch Tauchbäder der Friseurutensilien in spezielle Desinfektionslösungen dauern bis zu 15 Minuten – Zeit, die in den eng getakteten Barbershops selten vorhanden ist. Bei Haarschnitten, die gerade einmal 15 Euro kosten, kann man sich die Zeit für diese wichtigen Hygieneschritte gar nicht nehmen.
Vor dem Besuch eines Barbershops solltest du auf diese Punkte achten
- Kann der Inhaber eine Meisterausbildung vorweisen? Diese ist in Deutschland Pflicht.
- Besteht das Personal überwiegend oder ausschließlich aus ungeschulten und angelernten Personen? Hier fehlen womöglich die notwendigen Hygienekenntnisse.
- Ist das Preisniveau sehr niedrig?
- Kannst du einen Termin vereinbaren? Wenn nicht, kann dies darauf hindeuten, dass zwischen den einzelnen Kunden keine oder zu wenig Zeit für eine ausreichende Desinfektion vorhanden ist.
- Gibt es Informationen über Arbeitsschutz und Hygiene?
- Ist der Betrieb in der Innung oder einer anderen qualifizierten Friseurvereinigung organisiert?
Die Infektion mit einem Pilz erfolgt nicht aus böser Absicht. Infomiere deinen Salon im Falle eines Pilzbefalls sowie deine Freunde und deine Familie. Zusätzlich solltest du deinen heimischen Rasierapparat mit speziellen Desinfektionsmitteln aus dem Friseurbedarf reinigen, Mittel aus der Drogerie helfen hier nicht.
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Quelle: t-online.de
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