Heutzutage ist fast unvorstellbar geworden, was noch typisch 90er war: dass man früher einmal auf ganz bestimmte Tageszeiten hinfieberte, um seine Lieblingssendung zu sehen. Wenn man Pech hatte, gab es Ärger mit den Geschwistern, weil die zur gleichen Zeit selbst etwas schauen wollten. Bim Bam Bino gegen Ein Colt für alle Fälle – ein knallharter Wettkampf.
Ein fesselndes Programm gab es jedenfalls im Kinderfernsehen für jeden. Die seinerzeit relativ neuen privaten TV-Sender brachten frischen Wind und viel Farbe auf die Mattscheibe. Hier wird an ein paar Kindersendungen der 1980er und 1990er Jahre erinnert, die teilweise völlig in Vergessenheit geraten sind, die aber in ihrer Zeit umso prägender waren. Von einigen sind Videos eingefügt, denn falls man sich vielleicht nicht an den Titel erinnert, können Bilder und Musik eine wahre Zeitmaschine sein und längst Vergessenes zu Tage fördern.
1. Klack
Samstag früh, RTL Plus: Klack! Diese quietschbunte Gameshow war das erste Highlight des Wochenendes. Zwei Klassen traten in verschiedenen Spielen gegeneinander an, meistens handelte es sich bei diesen um überdimensionierte Varianten von Gesellschafts- und Videospielen. Von 1989 bis 1992 moderierte Nicole Bierhoff den fröhlichen Schlagabtausch, der dann einer Umstrukturierung des Programms weichen musste.
2. Bim Bam Bino
Deutlich langlebiger war Bim Bam Bino. Diese Sendung war von 1988 bis 1998 zuerst auf Tele 5, dann auf dem Kabelkanal (später in Kabel 1 umbenannt) zu sehen.
Die namensgebende, hawaiihemdtragende Maus Bino mit den stechenden Augen führte zusammen mit Mitmoderatorinnen wie Gundis Zámbó oder Sonja Zietlow durch ein Rahmenprogramm, gespickt mit allen erdenklichen Zeichentrickserien. So dauerte die Sendung bisweilen fünf Stunden am Tag – und die Zuschauer blieben bei der Stange.
3. Hals über Kopf
„O Schreck, o Schreck, das Kind ist weg, das Kind hat sich versteckt“, kläfft Isabell Varell (ja genau, die aus dem Dschungelcamp) im Vorspann. Was bleibt noch an Erinnerungen an diese Kinderserie, die von 1987 bis 1990 im ZDF lief? Natürlich das schräge Ehepaar Wurzel und Wachtmeister Hund („Hund wie Katze!“). Und vor allem dessen Dienstwagen, der Citroën 2CV mit der großartigen Aufschrift „Polente“. Der Rest wurde von Folge zu Folge ausgetauscht, immer ging es um Kinder, die aus irgendwelchen Gründen von zuhause verschwinden.
4. Mittendrin
Löwenzahn kennt jeder, und jeder kennt Peter Lustig. Aber wer erinnert sich noch daran, dass dieser noch eine andere Sendung für Kinder gemacht hat? In Mittendrin war Lustig immer genau das – mittendrin. Und zwar an seinem Schreibtisch, der mal auf dem Acker, mal im Bach, mal im Wald stand. So brachten Peter Lustig (und in den letzten Folgen Anja Franke) zwischen 1988 und 1995 den etwas größeren Kindern den Umweltschutz näher.
5. Hallo Spencer
Ein Hauch von Sesamstraße weht durch das Runddorf, in dem Hallo Spencer spielt. Neben der titelgebenden Figur blieben vor allem der Drache Poldi und die Band Quietschbeus im Gedächtnis. Die Sendung wurde ab 1979 stolze 21 Jahre lang produziert und sogar erfolgreich ins Ausland verkauft. In den USA hat man „Hallo“ kurzerhand zu Spencers Vornamen gemacht, damit sich niemand über das leuchtende Schild in seinem Studio wundert.
6. Spreepiraten
Hand aufs Herz – wer kann sich an diese Serie noch erinnern? Die Spreepiraten handelten von der Berliner Familie Kukowski, vor allem von den Zwillingen Marie und Louise, die zeitweise bei ihrem Opa auf dem Hausboot wohnen – auf der Spree natürlich. Obwohl mit Winfried Glatzeder, Brigitte Mira und Peter Borgelt durchaus prominent besetzt, wurden insgesamt zwischen 1990 und 1991 nur 26 Episoden ausgestrahlt. Mittlerweile ist es 22 Jahre her, dass Spreepiraten zuletzt im TV gezeigt wurde.
7. Mini Playback Show
Viel bekannter dürfte allen noch die von 1990 bis 1998 bei RTL ausgestrahlte Mini Playback Show sein. Wir erinnern uns: Kinder hopsten in den Kostümen ihrer Lieblingsstars über die Bühne und eine wechselnde, prominent besetzte Jury bewertete die Auftritte. Natürlich waren in deren Augen ausnahmslos alle Performances großartig, überragend und ganz nach am Original. Der eigentliche Star der Sendung waren sowieso weniger die Auftretenden oder die Moderatorin Marijke Amado, sondern es war die Zauberkugel, durch die die Kinder schritten und Sekunden später aufgemotzt und kostümiert herausstolzierten. Das war alles quietschbunt und typisch 90er.
8. Li-La-Launebär
Ungefähr zur gleichen Zeit gab es auf demselben Sender eine recht seltsame Wohngemeinschaft: Auf einem Dachboden hausten ein graumelierter Herr im quietschbunten Hemd (der, nebenbei bemerkt, wie eine Mischung aus Clemens und Daniel aus GZSZ wirkte – manche werden sich erinnern) und ein irgendwie mürrisch wirkender Bär. Der war weder lila noch besonders launig, aber geschaut wurden sie trotzdem sechs Jahre lang, nämlich zwischen 1988 und 1994.
9. Spaß am Dienstag
Zu guter Letzt gibt es noch einen Hauch Science-Fiction, denn Spaß am Dienstag (zeitweise auch am Montag oder Mittwoch) wurde nicht nur von Menschen moderiert – der letzte von ihnen war Ron Williams –, sondern auch von Zini, dem Wuslon. Das war nichts anderes als ein mit einfachen technischen Mitteln animierter gelber Kreis mit manipulierter Stimme. Tja, so einfach und mit einer ordentlichen Portion Fantasie konnte man in den 1980er und 90er Jahren gute Kinderunterhaltung machen.
Na, erinnerst du dich oder warst du vielleicht sogar selbst mal eines der Kinder bei Klack oder der Mini Playback Show? Solche kollektiven Fernseherfahrungen wird es heute wohl bei Kindern nicht mehr geben. Immerhin aber ist der Dauerbrenner 1, 2 oder 3 nach nunmehr 44 Jahren immer noch auf Sendung. Und Die Sendung mit der Maus wird uns alle noch überleben.
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