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Liebevolle Strenge: So funktioniert der autoritative Erziehungsstil

Der autoritative Erziehungsstil gilt als der goldene Mittelweg zwischen Strenge und Nachlässigkeit. Erfahre hier die wichtigsten Fakten.

Tochter sitzt auf der Küchenarbeitsplatte, die Mutter steht davor, beide lächeln sich an
© IMAGO / Zoonar II

Verblüfft starrt das Paar auf die Person, die plötzlich aus dem scheinbar leeren Auto steigt

Bei dem emotionalen Wiedersehen geht einem wirklich das Herz auf.

Strenge und Fürsorge, Regeln und Freiheit – der autoritative Erziehungsstil ist heute weit verbreitet. Er bildet den goldenen Mittelweg zwischen autoritärer und Laissez-faire Erziehung. Grundsätzlich werden die folgenden Erziehungsstile unterschieden:

In diesem Beitrag soll es um den autoritativen Erziehungsstil gehen. Und auch wenn du den schwierig auszusprechenden Namen vielleicht vorher noch nicht gehört hast, hast du in der Erziehung deiner Kinder wahrscheinlich Aspekte des autoritativen Erziehungsstils angewendet.

Definition: Autoritativer Erziehungsstil

Tochter sitzt auf der Küchenarbeitsplatte, die Mutter steht davor, beide lächeln sich an
Erziehung auf Augenhöhe: Der autoritative Erziehungsstil ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Foto: IMAGO / Zoonar II

Der autoritative Erziehungsstil ist eine Form des demokratischen Erziehungsstils. Die Eltern geben ihren Kindern klare Regeln und Strukturen vor, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist von Liebe, Fürsorge, Mitgefühl, Wärme und Unterstützung geprägt.

Den Begriff der autoritativen Erziehung hat die amerikanische Entwicklungspsychologin Diana Baumrind in den 1960er- und 1970er-Jahren geprägt. Das Prinzip ist einfach: Dieser Erziehungsstil ist nicht zu nachlässig, aber auch nicht zu streng. Nach den Vorstellungen von Diana Baumrind sollten bei diesem Erziehungsstil Vernunft und elterliche Macht ausbalanciert sein.

Die Wortähnlichkeit zwischen autoritativ und autoritär kommt nicht von ungefähr: Ähnlich wie beim autoritären Erziehungsstil sind bei der autoritativen Erziehung Regeln und Strukturen wichtig. Statt durch Drohungen und Strafen wird die Einhaltung dieser klaren Regelsetzung bei der autoritativen Erziehung jedoch mit einem feinfühligen Umgang umgesetzt. Die kindlichen Bedürfnisse spielen hierbei eine große Rolle.

Kindern werden die Regeln und Konsequenzen verständlich erklärt, sodass sie für die Kinder nachvollziehbar sind. Dabei sind die Regeln nicht starr, sondern werden kontinuierlich an das Alter der Kinder angepasst.

Vertreter des autoritativen Erziehungsstils sind davon überzeugt, dass Kinder klar definierte Grenzen brauchen. Diese schaffen eine strukturierte Ordnung, die den Kindern Sicherheit gibt. Innerhalb dieser Grenzen können und sollen sich die Kinder möglichst frei bewegen.

Merkmale

Kleiner Junge räumt sein Zimmer auf
Innerhalb festgelegter Grenzen kann sich das Kind frei entfalten. Foto: stock.adobe.com – Кирилл Рыжов

An folgendem Beispiel lässt sich die autoritative Erziehung ganz gut erklären: Der Vater hat nach Absprache mit dem Sohn ein Wurstbrot geschmiert. Der Nachwuchs möchte jedoch keine Wurst mehr, sondern lieber Nougatcreme. Diese ist jedoch nur am Wochenende erlaubt, das weiß der Sohnemann auch. Der Vater erklärt ihm ruhig, dass es den süßen Aufstrich nur am Wochenende gibt, er sein Wurstbrot jetzt nicht essen müsse, sondern vielleicht später, wenn der Hunger darauf zurückkommt. Wenn der Sohn das Brot trotz allem nicht essen möchte, ist das auch ok, eine Alternative bekommt er jedoch nicht. Die Konsequenz ist, dass er hungrig bleibt.

Das sind die Merkmale einer autoritativen Erziehung:

  • Es gibt klare Regeln, die von den Eltern nachvollziehbar erläutert werden.
  • Bei einem Verstoß gegen die Regeln gibt es Konsequenzen, die von den Eltern zuvor verständlich kommuniziert wurden.
  • Die Eltern schimpfen nicht, sondern erklären geduldig.
  • Die Erwartungen der Eltern werden liebevoll an das Kind herangetragen.
  • Innerhalb seines Handlungsspielraums kann das Kind eigenständig Entscheidungen treffen.
  • Eltern sind gegenüber ihrem Kind liebevoll und unterstützend.
  • Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist durch Respekt und Achtung geprägt.
  • Die Wünsche, Bedürfnisse und Meinungen des Kindes werden ernst genommen.

Auswirkungen

Vater und Sohn sitzen auf dem Boden vor einem Fenster und unterhalten sich
Kommunikation und Konsequenzen sind das A und O in der autoritativen Erziehung. Foto: stock.adobe.com – Cavan for Adobe

Ein autoritativer Erziehungsstil hat für das Kind eigentlich nur Vorteile: Die festen Strukturen, verbunden mit individuellen Entfaltungsmöglichkeiten, ermöglichen es den Kindern, zu selbstbewussten, verantwortungsbewussten und selbstständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen. Da in der autoritativen Erziehung großer Wert auf die Kommunikation gelegt wird, können sich die Kinder zudem sehr gut artikulieren.

Kinder profitieren von diesem Erziehungsstil, da sie eine gesunde Balance zwischen Fürsorge und klaren Grenzen erfahren. Da ihre Eltern ihnen Respekt entgegenbringen, behandeln sie auch andere Menschen respektvoll, sie sind ausgeglichen und verfügen über eine ausgeprägte Sozialkompetenz.

Einzig den Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten entstehen durch diesen Erziehungsstil Nachteile: Regeln erklären und Konsequenzen nachvollziehbar vermitteln, kostet Zeit, Geduld und Nerven. Das alles sind Punkte, die in einem stressigen Familienalltag oft nur wenig vorhanden sind. Oftmals rutschen Eltern dann ungewollt in den autoritären Erziehungsstil und bestrafen ihre Kinder, anstatt geduldig Diskussionen zu führen. Dieses Verhalten kann zu Verwirrung bei dem Nachwuchs führen, wenn Eltern aufgrund von Stress in ähnlichen Situationen unterschiedlich reagieren.

Fazit

Mutter tröstet ihren Sohn
Tränen und Unmut lassen sich natürlich auch in der autoritativen Erziehung nicht vermeiden. Foto: IMAGO / Westend61

Für eine autoritative Erziehung ist es wichtig, dass die Eltern stets konsequent sind. Sollte das Kind ein Fehlverhalten zeigen, müssen die zuvor angekündigten Konsequenzen auch umgesetzt werden – und zwar ohne Ausnahme. Dies erfordert einiges an Disziplin von den Eltern und kann hingegen auch zu Unverhältnismäßigkeiten führen. Hier sind Eltern gut beraten, ihren Kindern ab und an mit ein bisschen Nachsicht zu begegnen.

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Quelle: profiling-institut.de, eltern.de, hellofamily.ch, kita.de
Vorschaubilder: ©IMAGO / Zoonar II
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